Love First - Flankierende Maßnahmen

Die Vogelweide im Jahr 2019

2019: Irgendwas stimmt nicht. Aber was? Die wirtschaftlichen Rädchen laufen gut geschmiert, vielen Österreicher*innen geht es an sich ausgezeichnet und schneien tut's auch wie seit Jahren nicht mehr. Felix Austria, was willst du mehr?

Trotzdem ist sie spürbar, diese merkwürdige Mischung aus Business as usual und latenter Angst. Manche fürchten sich vor zu viel Zuwanderung, andere vor der Infragestellung unserer demokratischen Grundordnung. Das Klima wird rauer, die Sprache roher, zumindest in den Echokammern. Und die Fakten? Flexibel und dehnbar wie Märkte und Menschen.

Über die wirklich wichtigen Themen wird unterdessen wenig geredet: Die Arbeitswelt und der Generationenvertrag nach der Digitalisierung, die sich weiter öffnende Schere zwischen Arm und Reich, eine gerechte Besteuerung der wenigen über jedes Maß Wohlhabenden und die Entwicklung und Umsetzung von Ideen gegen den ökologischen Kollaps. Oder schlicht: Wie wollen wir ihn gemeinsam hinbekommen, den Wandel der uns bevorsteht?

Aber auch das ist 2019:

Menschen engagieren sich für andere in ihren Gemeinden und Stadtteilen, Dörfer und ganze Städte begehren auf gegen die unselige Politik mancher Nationalstaaten, Schüler*innen protestieren gegen die kurzsichtige Ausbeutung des Planeten und werden dabei zumindest gehört, Frauen und Männer tauschen sich aus über die Ihnen zugewiesenen Rollenbilder, Künstler*innen legen den Finger in die Wunden, Journalist*innen recherchieren und  Initiativen testen nachhaltigere Lebens- und Wirtschaftsformen. People are awesome!

Und weil das so ist will die Vogelweide im Jahr 2019 wieder dazu beitragen, dass der Waltherpark ein Ort ist, an dem Menschen zusammen kommen, innehalten, respektvoll streiten, feiern und sich gegenseitig unterstützen. Die Stadt als Möglichkeitsraum für alle, wie geschaffen für flankierende Maßnahmen zum latent grimmigen Umfeld. Welcher Ort könnte dafür besser geeignet sein als ein öffentlicher Park? Denn echte Öffentlichkeit außerhalb von anonymen Online-Foren, den immer gleichen Cliquen und Büros gibt es nur draußen auf der Straße.

Und so wird der Park wieder zum Treffpunkt für alle die sich ohne Scheuklappen ins Leben schmeißen wollen. Er bietet Platz für Ideen die den gesellschaftlichen Austausch fördern, Reibung erzeugen und pragmatische Lösungsansätze aufzeigen. Dies ist eine Praxis, der Versuch ein Gegenmodell zu Angstmache und Vogelstrauß-Taktik zu leben. Gute Erfahren wurden im Waltherpark in den vergangen Jahren schon gesammelt und vieles hat hier Platz. Konzeptkunst und Seifenblasen, Theorie und Revolution.

Diese vier Bausteine bilden die Eckpunkte des diesjährigen Programm auf der Vogelweide:

Speakers Corner

Meinung und Haltung, aber fundiert. Der Park bietet die Möglichkeit Ideen, Ansätze, Kritik und Träume zum Hier und Jetzt mit anderen zu teilen. Was bewegt uns, vom Nischenthema bis zu den ganz großen Fragen? In kurzen Vorträgen können alle, die Lust haben zu selbst gewählten Themen erzählen und dann mit den Parkbenutzer*innen und Passant*innen ins Gespräch kommen. Alle Medien und Stilmittel sind willkommen.

Theoriepark

Alles hängt mit allem Zusammen und kompliziert ist es auch noch! Und weil Input von außen niemals schadet setzt die Vogelweide auch im Jahr 2019 die Reihe Theoriepark fort. Eingeladen werden Menschen, die sich intensiv mit verschieden gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen und diese normalerweise eher in Fachkreisen diskutieren. Die Vogelweide holt den Diskurs in den Park.

Konspiratives Essen

Wir sagen Love First und Liebe geht bekanntlich durch den Magen. Hier kommt alles zusammen, eine Tafel wird im Park aufgestellt und alle Kochen und essen miteinander. Auch eine Zusammenarbeit mit den örtlichen Restaurants und Imbissen ist möglich. Das konspirative Essen steht für sich selbst oder findet nach Speakers Corner oder Theoriepark bzw. vor einem Freiluftkinoabend oder Konzert statt. Rund um die Welt, in jeder Hütte und in jedem Haus ist die Küche das lebendige Herz. Im Park wird die Tafel zum Treffpunkt im öffentlichen Raum.

Veranstaltungen von Dritten

Von Lesungen über Ausstellungen bis hin zu Konzerten, der Pavillon im Waltherpark hat sich längst als Bühne für die Innsbrucker Szene etabliert. Auch im Jahr 2019 steht die Vogelweide den Innsbrucker Kulturschaffenden wieder als Plattform zu Verfügung. Natürlich wie immer ohne Konsumzwang.

Der Kulturverein Vogelweide versteht sich im Zuge der beschrieben Aktivitäten weiterhin als offenes Kollektiv. Alle Interessierten sind dazu eingeladen sich einzubringen. Du hast eine Meinung, bist respektvoll und offen und willst ernsthaft erfahren, was Menschen bewegt, die womöglich sogar eine andere Meinung haben? Du willst eigene Ideen umsetzen? Nutze den Park dafür.

Der Kulturverein Vogelweide trifft sich immer mittwochs um 20 Uhr im Atelier Grüner in der Innstraße, in der warmen Jahreszeit im Park.